Interview | Berghof Gruppe

Sechs Fragen an Franziska Brauße

30. September 2022

Talent. Leidenschaft. Teamgeist. Es sind vor allen Dingen diese Eigenschaften, die Franziska Brauße und Berghof verbinden. Wie sich Franziska – die wie unser Unternehmen in Eningen verwurzelt ist – gemeinsam mit Ihrem Team an die Weltspitze gekämpft hat, warum Ihr Erfolge im Team noch mehr Spaß machen und was Sie in schwierigen Phasen motiviert, verrät uns die erfolgreiche Profi-Sportlerin und Gesicht der Berghof DNA „Moving Forward“ im Interview.

Sie sind seit 2017 Teil des sogenannten Bahn-Vierers der deutschen Nationalmannschaft, den viele in Anlehnung an den Achter im Rudersport auch als „Flaggschiff“ des Frauen-Radsports bezeichnen. Was ist das Besondere an dieser Disziplin?

Das Wichtigste ist: Ein Bahn-Vierer kann nur Erfolg haben, wenn das Team sich blind versteht und vertraut, wenn alle konsequent zusammen auf ein Ziel hinarbeiten – als Mannschaft im Wettkampf das individuelle Potenzial optimal zu nutzen und zu kombinieren.

Deshalb braucht es Sportlerinnen, die wahre Teamplayer sind, die sich gegenseitig im Training und Wettkampf zu Höchstleistungen motivieren, die sich voll und ganz in den Dienst des Teams stellen.

Denn die individuelle Leistung ist immer nur so gut, wie sie als Teil des Ganzen zum Erfolg beiträgt. Für mich persönlich macht genau das den besonderen Reiz aus: Um zu gewinnen, muss das gesamte Team perfekt harmonieren – und deshalb macht der Erfolg noch mehr Spaß als ein Sieg als Einzelfahrerin.

Das Prinzip des Bahn-Vierers ist schnell erklärt: Im Wettkampf treten zwei Vierer-Mannschaften auf der gleichen Bahn gegeneinander an. Diese Bahnen bestehen aus zwei längeren Geraden und zwei Steilkurven. So können beide Mannschaften gleichzeitig starten, jede startet auf einer der beiden Geraden.

Dadurch ist der Wettkampf für die Zuschauerinnen und Zuschauer an der Bahn oder vor dem Fernseher so fesselnd: Beide Mannschaften rasen miteinander um die Bahn, kämpfen dabei um jede Hundertstelsekunde. Deshalb lautet die offizielle Bezeichnung Mannschaftsverfolgung. Beim Kampf um den Sieg geht es extrem eng zu. Oft liegen beide Mannschaften nach der Renndistanz von 4.000 Metern nur einen Wimpernschlag auseinander.

Das klingt so, als kommt es beim Bahn-Vierer buchstäblich auf jedes Detail an, um den entscheidenden Schritt voraus zu sein?

Ja, absolut. Deshalb optimieren wir nicht nur ständig unser Training und die begleitenden Maßnahmen wie zum Beispiel Physiotherapie, sondern tüfteln auch immer wieder an technischen Details.

Wir probieren zum Beispiel regelmäßig neue, noch windschnittigere Bauteile an den Rädern oder neue, noch windschlüpfrigere Bekleidung oder Helme an uns.

Insofern gilt also auch für uns, wie für Berghof: „Moving Forward“ ist unsere DNA – wir bleiben immer in Bewegung, Ausruhen auf unseren Erfolgen kommt für uns und das Team um uns wie Trainer und technische Berater nicht in Frage.

Erfolg ist ein gutes Stichwort: Sie und Ihr Team haben in den letzten Jahren eine unglaubliche Erfolgsserie hingelegt. Olympiasieg, Goldmedaillen bei der Welt- und Europameisterschaft, Sieg bei der Wahl zur „Mannschaft des Jahres“. Waren Sie und Ihre drei Mitstreiterinnen schon immer die Mannschaft, die es zu schlagen gilt?

Nein, ganz im Gegenteil. Mein erster Wettkampf als Teil des Bahn-Vierers im Jahr 2017 war sogar ein totaler Reinfall.

Ich war natürlich als junge Sportlerin unheimlich stolz, dass mich die Nationalmannschaft erstmals für einen der prestigeträchtigen Wettkämpfe im Bahn-Vierer nominiert hat – und dann auch noch gleich bei einer Weltmeisterschaft. Entsprechend motiviert und voller Vorfreude ging es nach Hongkong.

Aber dann kam die Ernüchterung. Wir hatten keine Chance gegen die besten Mannschaften, waren meilenweit von den besten Zeiten entfernt. Das hat uns natürlich alle ziemlich frustriert, mich als jüngste Fahrerin und Neuling wahrscheinlich am meisten. Welche Sportlerin fährt schon gerne hinterher?

Heute, nur wenige Jahre später, ist das Gegenteil der Fall: Sie und Ihre Team-Kolleginnen sind das Maß der Dinge in der Mannschaftsverfolgung, haben erst vor wenigen Wochen vor heimischer Kulisse bei den Europameisterschaften in München erneut Gold gewonnen. Wie haben Sie diese enorme Entwicklung geschafft?

Der wichtigste Punkt aus meiner Sicht: Wir haben uns als Team zusammengesetzt und die Situation genau analysiert – ohne die Schuld nur bei einzelnen Personen zu suchen.

Wir haben uns gemeinsam gefragt: Was sind die individuellen Stärken, aber auch die jeweiligen Schwächen jeder Einzelnen von uns? Wie können wir diese individuellen Stärken fördern und dann als Team für den gemeinsamen Erfolg optimal nutzen?

Von da an ging der Blick konsequent nur noch nach vorne. Wir haben im Training hart gearbeitet, uns immer wieder gegenseitig angetrieben. Jeden kleinen Erfolg, jede kleine Weiterentwicklung gemeinsam gefeiert.

Und schon bald hatten wir immer mehr Grund zum Feiern. Denn wir haben uns von Wettkampf zu Wettkampf immer mehr gesteigert.

Irgendwann kam im positiven Sinne eine Lawine ins Rollen: Erfolg zu haben macht eben einfach Spaß – und gibt Dir unheimlich viel positive Energie und die Motivation, noch härter an Dir zu arbeiten, um immer besser zu werden.

Dennoch war der Sieg bei Olympia in Tokio 2021, mit dem die aktuelle Erfolgsserie begonnen hat, eine faustdicke Überraschung. Auch für Sie als Team?

Natürlich hatten wir alle diesen großen Traum, bei Olympia eine Medaille zu holen. Dieser Traum hat uns auch während der langen, coronabedingten Wettkampfpause motiviert, weiter Tag für Tag hart an uns zu arbeiten. Als Sportlerin brauchst Du solch einen großen Traum, um Dich auch durch schwierige Phasen zu kämpfen, niemals aufzugeben.

Aus heutiger Sicht war diese Zwangspause für uns als Team ein Segen. Denn wir sind alle so gepolt, dass wir immer besser werden wollen, bestehende Dinge ständig optimieren und gerne auch neue Wege gehen. Durch die lange Zeit ohne Wettkämpfe hatten wir dazu mehr denn je die Gelegenheit, konnten viel testen und ändern. Wie Sie vorhin richtig gesagt haben: Im Bahn-Vierer kommt es auf jedes Detail an, sei es auch noch so klein.

So haben wir uns Stück für Stück weiterentwickelt, sind als Team noch harmonischer geworden. Das hat sich ausgezahlt: Unsere Zeiten wurden immer besser.

Wir wussten also schon vor den Olympischen Spielen, dass wir gut gearbeitet haben und gut drauf sind. Aber wir wussten natürlich auch, dass unsere Konkurrenz die Zeit sicher ebenfalls sinnvoll genutzt hat.

In Tokio hat dann einfach alles perfekt gepasst. Wir haben schon in der Qualifikation einen neuen Weltrekord aufgestellt. Von da an lief es fast wie von selbst, wir sind gefahren wie entfesselt und haben drei Mal hintereinander unseren eigenen Weltrekord verbessert. Ganz ehrlich: Das hatten wir in unseren kühnsten Träumen nicht erwartet.

Der Sieg bei Olympia hat uns natürlich regelrecht beflügelt, enormes Selbstvertrauen gegeben. Und so konnten wir auch bei den folgenden großen Wettkämpfen daran anknüpfen und haben seitdem alle Wettkämpfe gewonnen.

Ich sehe es so: Wir ernten jetzt, was wir über die Jahre als Team gesät haben. Aber wir dürfen natürlich auch jetzt nicht nachlassen, sondern müssen diesen erfolgreichen Weg weitergehen.

Ich kann mich also zu 100 Prozent mit der DNA von Berghof identifizieren – und bin deshalb froh und stolz, dieses Thema nach außen als Botschafterin zu vertreten.

Sie wirken, bei aller Professionalität, sehr locker und entspannt. Und das, obwohl Sie nach all diesen großen Erfolgen sicher spüren, dass der Erwartungsdruck immer höher wird. Wie schaffen Sie es, trotz dieses Drucks, sich Ihre Lockerheit zu bewahren?

(Lacht) Manchmal schlägt unser Trainer die Hände über dem Kopf zusammen, wenn wir kurz vor dem Wettkampf noch Witze reißen oder gemeinsam unseren aktuellen Lieblings-Hit anstimmen.

Aber ich denke, diese Lockerheit und der gemeinsame Spaß sind ein Geheimnis unseres Erfolges. Wir arbeiten alle jeden Tag hart und hochprofessionell, um bei den wichtigen Wettkämpfen auf den Punkt in Topform zu sein. Aber wir sind eben auch abseits von Training und Wettkampf gerne zusammen und kosten unsere Erfolge gerne gemeinsam aus.

Das gehört für mich auf jeden Fall dazu, um als Team eine unschlagbare Einheit zu bilden. Auch deshalb bin ich froh, jetzt ein Teil der großen, internationalen „Berghof Familie“ zu sein, weil Berghof ebenfalls Wert darauf legt, den Stolz auf den gemeinsamen Erfolg zu fördern. Ein gutes Beispiel ist das „Berghof Oktoberfest“.

Meine Lockerheit kommt aber nicht von ungefähr. Denn Lockerheit braucht die richtigen Voraussetzungen. Locker kannst Du meiner Meinung nach nur sein, wenn Du als Team spürst, dass Du auf dem richtigen Weg bist, dass Du immer besser wirst. Und das spüre ich bei Berghof definitiv auch: Hier gibt es nicht nur große Dynamik und viel positive Energie, sondern auch die Offenheit für andere Meinungen und neue Ideen sowie den Willen, im Team die besten Lösungen für die Kunden zu finden.

Auch das ist eine Parallele zwischen Berghof und unseren Wettkämpfen: Am Ende zählt nur das im Team durch die Kombination der individuellen Stärken und Kompetenzen erreichte Ergebnis – bei uns der gemeinsam erreichte Sieg, bei Berghof die gemeinsam erreichte Spitze in den jeweiligen Märkten.

Wegen dieser vielen Parallelen bin ich überzeugt, dass Berghof und ich perfekt zusammenpassen – und freue mich riesig auf die erfolgreiche Zusammenarbeit.