Interview | Berghof Fluoroplastics

Sechs Fragen an Frank Meissner

17. Februar 2020

Fasziniert hat ihn der Werkstoff schon während seiner Ausbildung zum Feinmechaniker, als er es erstmals für Forschungsprojekte mit dem damals nur in Expertenkreisen bekannten Material Polytetrafluorethylen (PTFE) zu tun bekommt. Aber er hätte niemals gedacht, dass ihn dieses einzigartige Material sein ganzes berufliches Leben begleiten wird: Frank Meissner, Leiter der mechanischen Fertigung bei unserem Tochterunternehmen Berghof Fluoroplastic Technology GmbH, steht seit mehr als 40 Jahren in den Diensten von Berghof. Warum ihn dieses Material und seine vielfältigen Möglichkeiten immer wieder aufs Neue begeistern und warum es für ihn ein wachsender, lebender Kunststoff ist, erklärt das Berghof-Urgestein im Interview.

1. Sie lösen Tag für Tag mit Ihrem Team auf der Basis verschiedener PTFE-Werkstoffe schwierige technische Herausforderungen. Was macht aus Ihrer Sicht PTFE so besonders?


Es gibt keinen anderen Kunststoff, der auch nur annähernd an PTFE heranreicht. Neben den vielen positiven Eigenschaften wie der hohen Temperatur- und Chemikalienbeständigkeit und der Tatsache, dass an diesem Material praktisch nichts anhaften kann, sind für mich aber in erster Linie die schier unendlichen Verarbeitungsmöglichkeiten spannend: Dieses Material ist so vielfältig und gut zu bearbeiten, es ist wirklich einer der vielseitigsten Werkstoffe überhaupt. Deshalb sage ich auch zu jedem neuen Mitarbeiter: PTFE ist ein wachsender, lebender Kunststoff, den wir mit unseren Produkten immer wieder neu erfinden - Langeweile könnt Ihr hier vergessen. Und mir hat in all den Jahren niemand gesagt, dass ich sie oder ihn angeflunkert habe.

2. Wenn das Material an sich so gut und flexibel zu bearbeiten ist - was ist dann Ihre größte Herausforderung?

Wie alle High-Tech-Werkstoffe ist auch PTFE als Rohstoff wertvoll und hat natürlich einen höheren Preis als viele andere Kunststoffe, die aber auch lange nicht an seine große Leistungsfähigkeit heranreichen. Wenn wir ein neues Projekt bekommen, müssen wir deshalb immer die drei Faktoren Zeit, Kosten und Aufwand im Blick behalten - und natürlich auch gleich intensiv darüber nachdenken, wie sich ein neues Bauteil später wirtschaftlich in der Serie fertigen lässt. Umso schöner ist das Gefühl, wenn es ein neues Bauteil durch unsere Ideen in die Serie schafft, weil wir wieder einmal ein technisch und wirtschaftlich überzeugendes Fertigungskonzept entwickelt haben - oder eine unserer Entwicklungen einen wichtigen Anteil am Erfolg eines Forschungsprojekts hat.

3. Stichwort wirtschaftliches Fertigen: Die Berghof Fluoroplastic Technology GmbH hat erst kürzlich ein neues Firmengebäude gebaut. Wie hat sich dieser Schritt auf Ihren Aufgabenbereich ausgewirkt?

Sehr positiv. Das Gebäude ist ja wirklich ein kompletter Neubau und wir konnten es deshalb optimal planen, weil wir nicht auf bestehende Dinge Rücksicht nehmen mussten. Dadurch hat sich der Produktionsablauf erheblich erleichtert. Wir hatten außerdem bereits vorher in neue Maschinen und Anlagen investiert, sodass wir jetzt bei Berghof eine sehr moderne Fertigung für PTFE-Produkte haben. Unsere jahrzehntelange Erfahrung mit PTFE und diese hochmoderne Fertigung sorgen dafür, dass sich immer mehr Kunden für uns entscheiden. Gute Leistung spricht sich eben herum. Die Weichen für eine noch positivere Entwicklung in der Zukunft sind also gestellt.

4. Apropos Zukunft: Machen Sie sich schon Gedanken darüber, wer Ihr Lebenswerk weiterführen könnte, wenn Sie in einigen Jahren in Ihren wohl verdienten Ruhestand gehen?

40 Jahre sind eine lange Zeit. Wir waren von Anfang an dafür bekannt, auch für knifflige Aufgaben überzeugende Lösungen zu finden. Mit anderen Worten: Ich habe wirklich viel Erfahrung, wie sich aus diesem faszinierenden Werkstoff ebenso faszinierende Produkte machen lassen. Es liegt mir unheimlich viel daran, dieses Wissen weiterzugeben - deshalb binde ich mein Team bei wichtigen Themen schon immer stark mit ein. Keine Sorge: Es wird bei Berghof Fluoroplastics sicher keinen Bruch geben, wenn die "alten Hasen" wie ich das Kommando in jüngere Hände übergeben. Unser Team ist wie der Werkstoff, mit dem wir arbeiten: dynamisch und wachsend.

5. Gewachsen sind ja sicher auch die Ansprüche der Kunden. Gibt es hier auch Entwicklungen, die Sie mit ihrer jahrzehntelangen Erfahrung mit Skepsis betrachten?

Speziell in den letzten Jahren werden die Ansprüche an die Oberflächenpräzision immer höher. Rein technisch gesehen sind dieser Entwicklung mit unseren modernen Fertigungsmethoden praktisch keine Grenzen gesetzt. Aber nicht immer ist diese Anforderung technisch auch wirklich notwendig. Wir haben deshalb immer wieder den Fall, dass wir Kunden raten, von Ihrer Maximalforderung in diesem Punkt etwas abzurücken - und damit die Fertigung eines Produktes deutlich wirtschaftlicher machen. Das ist übrigens auch ein sehr gutes Beispiel, wie tief bei uns die Idee des "Innovation Hub", also der engen und partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit unseren Partnern und Kunden, verankert ist.

6. Gutes Stichwort: Seit dem Umbau brummt die Fräse, bildlich gesprochen, bei Berghof Fluoroplastics mehr denn je - und sie sind tagtäglich gefordert. Wo können sie am besten den Anker werfen, sprich: entspannen?

Für mich ist meine Familie der wichtigste Ruhepol und Kraftspender, speziell meine Frau. Sie trägt beruflich auch viel Verantwortung und hat deshalb immer ein offenes Ohr und viel Verständnis für mich - selbst wenn ich wieder einmalnach Feierabend an einer Lösung für eine neue Herausforderung knobele, die mich einfach nicht loslässt.